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Mythen der Südsee - Reisen in Zeit und Raum

 
Mythen der Südsee - Reisen in Zeit und Raum

Die Bewohner von Ifaluk, einem winzigen mikronesischen Atoll, halten recht bewußt an ihrer traditionellen Lebensweise fest. Im Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens stehen die großen Auslegerkanus, die hier immer noch gebaut und ständig eingesetzt werden. Die Männer fahren mit ihren Kanus nicht nur täglich zum Fischen aufs offene Meer hinaus, die Boote sind auch nach wie vor ihre wichtigste Verbindung zu den benachbarten Atollen.Um diese langen Reisen über die offene See zu bestehen, müssen die Männer geschickt mit Ruder und Segel umgehen und vor allem die komplexen Techniken der Navigation sicher beherrschen.
  
  William Tiwefich ist einer der erfahrensten Navigatoren von Ifaluk. Auf vielen Reisen schon hat er mit Hilfe des traditionellen Wissens um Strömung, Wind und Sternbilder seine Mannschaften sicher ans Ziel geführt. Nun möchte er dieses wertvolle Wissen auch an seine Söhne weitergeben. Robert, sein Erstgeborener, ist bereits ein angehender Navigator. Ob aber Apollo, sein Jüngster, auch einmal die Tradition fortführen wird, ist eher ungewiß. Denn auf dem abgelegenen Atoll halten neue Techniken Einzug: Einige Männer, die auf Fischerbooten gearbeitet haben, verfügen bereits über moderne GPS-Geräte für die Navigation. Doch Tiwefich weigert sich, so ein Gerät zu benutzen. "Wenn wir das tun", so sagt, er, "wird unser Gedächtnis schwach. Ein guter Navigator braucht aber ein starkes Gedächtnis." Als ein Verwandter auf einer benachbarten Insel stirbt, macht er sich erneut auf die Reise über die offene See...
 


Das politische Zentrum der westlichen Karolinen ist Yap, die Insel des berühmten Steingeldes. Die Tourismusindustrie hat erst vor gut zwei Jahrzehnten begonnen, Yap zu entdecken. Vor allem Tauchurlauber kommen hierher, um die bekannten Mantarochen zu erleben. In dieser kurzen Zeit hat sich für die Yapesen einiges verändert. Die Bewohner von Kaday, einem Dorf nahe der Hauptstadt Colonia, veranstalten zweimal pro Woche "Cultural Tours". Kinder des Dorfes spielen pittoreske Szenen eines längst vergangenen, traditionellen Lebens für die Touristen nach. Die früher übliche Tracht, Grasrock und Lendentuch, empfinden sie längst als Verkleidung, die sie nach der "Tour" rasch wieder ablegen.  
Die kleine Insel Rumung dagegen, ganz in Norden von Yap, ist für Touristen völlig unzugänglich. Hier versucht man, die eigenen Traditionen zu bewahren und den Einfluß der westlichen Welt nicht allzu groß werden zu lassen. Der alte David Selap erinnert sich noch an manche der Geschichten aus vergangenen Zeiten und erzählt von der untergegangenen Insel Sepin: Als die Segel der ersten europäischen Entdecker am Horizont auftauchten, beschlossen die Männer und Frauen von Sepin, mitsamt ihrer Insel im Meer zu versinken. "Sie haben vorausgesehen", so meint der alte David, "wie sehr sich unser Leben mit der Zeit verändern würde. Uns haben sie auch gefragt, ob wir mit ihnen gehen wollten. Aber wir haben gesagt: Nein. Und so kommt es, dass sie fort sind, und wir sind noch da."

 

Festivals:
2005 - Ethnofilmfest Berlin (www.ethnofilmfest.de)

 

Film download: www.onlinefilm.org/-/film/39964


 

  • D 2005, 43 Min. (Drehort: Ifaluk & Yap)
  • Buch: Thorolf Lipp, Martina Kleinert
  • Regie & Kamera: Thorolf Lipp
  • Bayerisches Fernsehen (EA 2005)